Experten analysieren den Einfluss digitaler Technologien auf die psychische Gesundheit und geben praktische Tipps für einen gesunden Umgang mit Bildschirmen.
Wie digitale Gewohnheiten unsere Psyche beeinflussen und was Experten für mehr Ausgleich empfehlen.
Die Herausforderung der digitalen Überlastung
In einer zunehmend vernetzten Welt verbringen Menschen immer mehr Zeit vor Bildschirmen. Laut einer Studie des Digitalverbands Bitkom aus dem Jahr 2023 nutzen Erwachsene in Deutschland durchschnittlich über 10 Stunden pro Tag digitale Medien. Diese intensive Nutzung kann erhebliche Auswirkungen auf die mentale Gesundheit haben.
Dr. Anna Weber, Psychologin an der Universität Heidelberg, erklärt in einem Interview mit dem Gesundheitsmagazin „Apotheken Umschau“: „Exzessive Bildschirmzeit steht im Zusammenhang mit erhöhtem Stressempfinden, Schlafstörungen und reduzierter Aufmerksamkeitsspanne.“ Ihre Forschung zeigt, dass besonders die abendliche Nutzung von Smartphones den Schlaf-Wach-Rhythmus stören kann.
Wissenschaftliche Erkenntnisse zu digitalem Stress
Das Bundesministerium für Gesundheit veröffentlichte 2022 einen Bericht zur psychischen Gesundheit in der digitalisierten Arbeitswelt. Darin wird darauf hingewiesen, dass ständige Erreichbarkeit und Informationsüberflutung zu chronischem Stress führen können. Professor Markus Schneider vom Institut für Arbeitsmedizin in München betont in diesem Zusammenhang: „Die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmt zunehmend. Dies erfordert bewusste Strategien zur Abgrenzung.“
Eine Meta-Analyse im Journal of Medical Internet Research aus dem Jahr 2021 fasste mehrere Studien zusammen und kam zu dem Ergebnis: Personen mit hoher Bildschirmnutzung berichten häufiger über Symptome wie Angstzustände und depressive Verstimmungen als solche mit moderatem Konsum.
Praktische Strategien für mehr Balance
Für einen gesünderen Umgang mit digitalen Geräten empfehlen Experten verschiedene Ansätze:
Bewusste Pausen einplanen: Die Deutsche Gesellschaft für Psychologie rät zu regelmäßigen Digital-Pausen während des Tages. Schon kurze Unterbrechungen von 5-10 Minuten können helfen, die Konzentration zu verbessern.
Achtsamkeitstraining integrieren: Apps wie „7Mind“ oder „Calm“ bieten geführte Meditationen speziell für den Umgang mit digitalem Stress an. Diese Programme basieren auf wissenschaftlich fundierten Methoden der Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion (MBSR).
Schlafhygiene optimieren: Das Robert Koch-Institut empfiehlt in seinen Gesundheitsinformationen, mindestens eine Stunde vor dem Schlafengehen alle Bildschirme auszuschalten. Blaulichtfilter können zwar helfen, sind aber kein Ersatz für bildschirmfreie Zeit vor der Nachtruhe.
Langfristige Veränderungen etablieren
Für nachhaltige Verbesserungen raten Fachleute zur Entwicklung individueller Routinen:
– Feste bildschirmfreie Zeiten im Tagesablauf etablieren
– Digitale Geräte aus dem Schlafzimmer verbannen
– Bewusste Offline-Aktivitäten wie Spaziergänge oder Hobbys pflegen
– Regelmäßige Reflexion der eigenen Mediennutzung durchführen
Wie Dr. Weber abschließend feststellt: „Es geht nicht um totale Abstinenz von digitalen Medien, sondern um einen bewussten und selbstbestimmten Umgang damit.“ Durch gezielte Maßnahmen lässt sich die positive Seite der Digitalisierung nutzen, ohne die mentale Gesundheit zu gefährden.







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